Energieforum machte Lust aufs Spar-Planen

Veröffentlicht am 10.07.2007 in Ortsverein
 

Der Stoff hätte gut für drei Vorträge gereicht, die Energie des Referenten ebenfalls, nur die Aufnahmekapazität der Zuhörer hatte ihre Grenzen erreicht. Herr Defiebre vom Ingenieurbüro für Versorgungstechnik in Heidelberg hatte es übernommen, beim Gaiberger Energieforum, das die Gaiberger SPD veranstaltet hatte, eine umfassende Übersicht aller derzeit für den Hausgebrauch zur Verfügung stehenden Energiemaßnahmen und der Möglichkeiten für Einsparungen zu geben. An Hand von Schaubildern und Strukturen zeigte er jeweils Eigenart, Vorteile und Nachteile jeder Energiequelle auf.

Seine große Erfahrung bewährte sich besonders, wenn es um die Einzelheiten ging, die angesichts der oft geübten plakativen Darstellung einzelner Versorgungssysteme leicht zu kurz kommen, z.B. Marktentwicklung, Steuern, Nebenkosten und Haltbarkeit der Systeme. Eine Fülle von Zahlen wurde den Besuchern präsentiert, trotz Schaubilder zu viele, um alle zu erfassen. Aber das war auch nicht der Zweck. Der Abend bot, was er versprach: einen umfassenden Überblick. Wer Alternativen für die häusliche Wärme oder Kühlung sucht, muss sich gut beraten lassen. Der Vortrag wies die Richtung für solches Planen.

Am Anfang stand die Geothermie, die in jüngster Zeit oft angepriesen wird, über die man aber im Allgemeinen wenig weiß. Immerhin gibt es in Gaiberg jetzt einige Häuser, die mit der Wärme aus der Tiefe versorgt werden – und deren Besitzer damit sehr zufrieden sind. Überraschend war, dass es mehrere recht unterschiedliche Systeme gibt, um die Erdwärme „anzuzapfen“, nämlich in unterschiedlichen Tiefen. Bereits 2 m tief eingelassene Röhrensysteme bringen einen Ertrag – jedoch muss die Fläche für die Wärmekollektoren dreimal so groß wie die beheizte Fläche (Fußboden) sein, so groß wie ein großer Garten. Nur wenig tiefer, nämlich bis zu vier Meter reicht das System der Lufterdwärmetauscher, mit dem übrigens auch gekühlt werden kann. Noch eine „Etage“ tiefer, nämlich 20 – 50 Meter reichen die Systeme der Saugbrunnen für Grundwasserentnahme und Erdwärmesonden (letztere evtl. auch noch sehr viel tiefer) für heißes Wasser. Voraussetzung ist, dass die zu beheizenden (oder evtl. zu kühlenden) Häuser optimal isoliert sind. In jedem Fall sind für die Systeme der Geothermie anfangs große Investitionen nötig.

Vorsichtig beurteilte der Referent die Hackschnitzel, weil dieses System sehr von der Qualität des Brennmaterials abhängt – und das kann, wie die Erfahrung zeigt, sehr unterschiedlich ausfallen (Feuchtigkeit, Rindenanteil, Ascheanfall u.a.), was leicht zu Störungen führt. Zwar sind Hackschnitzel, weil sie aus Mischholz aus der unmittelbaren Umgebung gewonnen werden können, weniger umweltschädlich als fossile Energieträger. Aber es braucht ausreichend Vorratsräume, regelmäßige Anlieferung der Hackschnitzel und häufige Wartung der Feueranlage.

Günstiger schätzte der Ingenieur die Heizung mit Pellets ein, nicht nur weil sie eine sehr angenehme Wärme gibt, sondern vor allem weil diese Presshölzer hohen Heizwert haben und null CO2 Ausstoß. Jedoch scheinen die günstigen Jahre hierfür vorbei. Die Preise für Pellets sind in letzter Zeit beträchtlich gestiegen und versprechen angesichts der weiten Verbreitung jetzt weiter zu steigen. Aber auch einfaches Holz, Buchenholz vor allem, wie es in den Wäldern unserer Umgebung reichlich vorhanden, erhielt keine schlechte Note. Zwar gibt es dabei einen nicht unbeträchtlichen CO2 Ausstoß, aber der sei nicht größer als der von ungenütztem Holz, das im Wald liegt und verfault.

Eher kritisch wurde das System der Blockheizkraftwerke beurteilt. Zwar ist es möglich, diese Brenner mit allen möglichen Pflanzen- und Mineralölen zu befeuern. Da jedoch das großzügige Verfeuern von Ölen aus der Landwirtschaft ziemlich umstritten und schwer zu beurteilen ist, wie sich der Markt entwickelt, müssen Fragezeichen gesetzt werden, nicht zuletzt weil einige dieser Öle bei einer Temperatur von 35°C gelagert werden müssen. Günstiger schienen dem Referenten solche Systeme, die Erdgas-betrieben sind.

Ebenso ausführlich legte Defiebre Vorteile und Grenzen der Solaranlagen für Heißwasser und der Photovoltaikanlagen für Stromerzeugung dar. Beide Systeme, vor allem Photovoltaik erfreut sich derzeit hoher Wertschätzung und eines richtigen Auftragbooms. Auch in Gaiberg wurden etliche Anlagen installiert. (Häufiger Hinderungsgrund: die Nord-Südausrichtung der Häuser, wo auf den Ost- oder Westdächern keine gute Ausbeute zu erwarten ist) Voraussetzung ist eben ein Süddach, wobei der Neigungswinkel nicht so bedeutsam ist und eine nicht ideale Neigung keine großen Nachteile bringt. In jedem Fall sind auch hier die Anfangsinvestitionen beträchtlich. Über die Lebensdauer dieser Systeme gibt es unterschiedliche Angaben – sie schwanken zwischen 20 und 50 Jahren.

Dass die Rentabilität vieler Systeme von der Marktentwicklung abhängt und dass häufig politische Preise gestaltet werden (wie beim Gas) ist offensichtlich. Dennoch wagte der Referent zusammenfassend Vergleiche der Nutzwerte der verschiedenen Energiesysteme zu geben. Noch einmal zeigte sich, von wie vielen Faktoren ein Preis abhängt, dass es nach seiner Auffassung nicht d i e Ideallösung gibt, dass auch die oft verfemte Ölheizung durchaus diskutierbar ist – und dass letztlich die Energiekostender verschiedenen Systeme unter Berücksichtigung der Investitions- und Wartungskosten am Ende nicht so weit auseinander liegen. Sei denn man benützt warme Socken und Pullover oder man wandert aus in die warmen Länder. Glück auf.

Helmut Staudt

 

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