150 Jahre SPD und 50 Jahre Ortsverein Neckarbischofsheim

Gelungene Jubiläumsfeier der SPD Neckarbischofsheim

Die Gedanken sind frei: mit streitbaren Liedern und politischen Gedichten aus 150 Jahren.

 

Der SPD Ortsverein Neckarbischofsheim feierte bei bestem Sommerwetter ein Doppeljubiläum vor dem Gasthaus „Der Keller“ in Neckarbischofsheim: 50 Jahre SPD-Ortsverein Neckarbischofsheim und 150 Jahre Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Gerechtigkeit und Solidarität standen als die Ideale der Sozialdemokratie im Mittelpunkt der Veranstaltung. Mit Stolz begrüßte Vorsitzende Franziska Legat mehr als 80 Gäste, die zur Feier gekommen waren. Bürgermeisterin Tanja Grether gratulierte dem Ortsverein sehr herzlich und freute sich über die gute Zusammenarbeit in der Kommunalpolitik. Prof. Gert Weißkirchen, ehemaliger SPD-Bundestagsabgeordneter, betreute Neckarbischofsheim 30 Jahre lang als Abgeordneter; er würdigte die Gründer des Ortsvereins und hob ganz besonders das Engagement von Hans Rügner und Helmut Thener hervor. Rolf Geinert, ehemals Bürgermeister von Neckarbischofsheim, blickte auf das Erreichte zurück und berichtete von seiner Arbeit in Griechenland, wo er heute die kommunalpolitische Entwicklung unterstützt. Für die Ortsvereine der Region gratulierte Wolfgang Strauß aus dem SPD-Ortsverein Bargen.

Dr. Lars Castellucci, Kandidat für die Bundestagswahl und stellvertretender Vorsitzender der SPD Baden-Württemberg, sprach zum Thema „Gerechtigkeit, heute so wichtig wie damals“. Er führte aus, dass die soziale Gerechtigkeit bis heute noch nicht umgesetzt sei. Der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung zeige, dass die Realeinkommen sinken und die Spanne zwischen den gering und den gut Verdienenden immer mehr auseinander drifte. Das private Vermögen steige, während 10 % der Bevölkerung verarme. Die Aussage, dass reiche Menschen wenig zur sozialen Gerechtigkeit beitrügen, habe die Bundesregierung aus dem Bericht gestrichen. Castellucci will sich in der Politik für die Schwachen in der Gesellschaft einsetzen. Sein Anliegen sei es, dass alle Menschen ihr Leben gestalten können und dass der Einzelne in Notfällen von der Gesellschaft aufgefangen werde. Besonders junge Menschen, Familien und Rentner seien von Armut betroffen. Dies müsse sich ändern, so Castellucci. Mindestlohn, Solidarrente von 850 Euro und kostenfreie Bildung seien deshalb wichtige Anliegen, für die die SPD sich einsetze.

Thomas Funk, MdL und Kreisvorsitzender der SPD, würdigte vor allem auch die Gründer und Gestalter des Ortsvereins Neckarbischofsheim und der Kreis-SPD wie Fritz Faßnacht, Hans Rügner, Helmut Thener, Alfred Klump und Uwe Sack.

Bereits 1959, also vor Gründung des Ortsvereins, wirkten einige Mitglieder in der SPD Rhein-Neckar mit. Hans Rügner wurde 1962 und Helmut Thener 1965 erstmals in den Gemeinderat der Stadt Neckarbischofsheim gewählt, in einer Zeit, in der es noch wirklich Mut erforderte, sich zur Sozialdemokratie zu bekennen, so Thomas Funk. Mit der freien Wählergemeinschaft präsentierte man eine gemeinsame Liste und erreichte 1989 erstmals 50 % der Stimmen. Hans Rügner war auch viele Jahre lang Kreisrat.

Funk würdigte auch die Geschichte der gesamten SPD, die 1863 von Ferdinand Lassalle als „Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein“ gegründet wurde. Mit August Bebel fand sie einen hervorragenden Vorsitzenden, der sein Amt jahrzehntelang ausübte und Friedrich Ebert, aus Heidelberg stammend, wurde schließlich Deutschlands erstes frei gewähltes Staatsoberhaupt.

Bereits 1912 war die SPD stärkste Partei in deutschen Reichstag. Als einzige Partei stimmte sie 1933 gegen das Ermächtigungsgesetz der Nationalsozialisten, worauf sie massiver Verfolgung ausgesetzt war. Mehr als 6000 Mitglieder mussten emigrieren, darunter auch Willy Brandt. Später wies er gegen viele Widerstände den Weg zu einer Politik der Entspannung und Versöhnung, die den Frieden in Europa bewahren und letztlich die Freiheit zu erreichen half.

Mit der Musik- und Kulturgruppe aus Gaiberg fand die Veranstaltung eine sehr würdige Umrahmung mit eindrücklichen Liedern und Gedichten aus über 300 Jahren, ausgewählt und kommentiert von Helmut Staudt. Die Gedichte wurden von Christiane Bender und Eric Schuh lebendig vorgetragen und den Zuhörern nahe gebracht. Mit den Liedern wurden vergangene, oft harte Zeiten lebendig, und das im interessanten Kontrast zwischen Stephani Ernesti-Grünwalds wohlklingendem Sopran und Alfred Kury, der ausdrucksvoll den zeittypischen Ton für Arbeiterlieder, Protestsongs und Brechts Dreigroschenoper traf. Berührend trafen sich beide Stimmen im jiddischen Lied „Sta Still“ von 1942 zum Duett, auch hier begleitet von Karin Neimanns am E-Piano, die geschmackvoll und einfühlsam die instrumentale Begleitung lieferte.

Die Lieder und Gedichte reichten vom 30jährigen Krieg über die „Winterreise“ von Heinrich Heine und dem „Heckerlied“ aus der Badischen Revolution bis zu den „Roten Rosen“ von Hildegard Kneef und „Ich halt´s gut aus“ von Wolf Biermann. Sie alle machten bewusst, dass das Eintreten für eine bessere, gerechtere Gesellschaft und gegen die Gleichgültigkeit der Reichen und Mächtigen schon immer aktuell war und es auch bleiben wird.

Eine Gruppe diskussionsfreudiger Besucher saß noch lange vor dem „Keller“ gemütlich zusammen.  

 

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